Rumgeeiere

WiW1Das eckige Ei ist noch nicht gelegt, aber auch nicht mehr komplett ungelegt. Irgendwas dazwischen, und wie man sich vorstellen kann, ist das ein irritierender Zustand. Zumal man über ungelegte Eier ja auch nicht spricht, geschweige denn schreibt. Gackgack.

Und jetzt kommt auch noch Ostern, das bunte Eierfest, das einen immer wieder an dieses ganz besondere Ei erinnert. Das, wenn es erst einmal tatsächlich gelegt ist, auch noch unter Mühen ausgebrütet werden muss! Und es wird  fast ein Jahr lang dauern, bis da etwas schlüpft. Nein, ich bin nicht schwanger! Aber ich fühle mich fast so.

Aber da wir gerade beim Thema sind: Es ostert sehr, weswegen ich jetzt schon vorsorglich fröhliche (F)Eiertage wünsche. Denkt aber auch an die vielen Hühner, die über Ostern noch mehr Federn lassen müssen als sowieso schon. Hochbetrieb unter elenden Bedingungen. Diese bunt gefärbten Dinger, die schon seit Weihnachten in den Kühlregalen der Supermärkte ausliegen, sind mir eh ein Graus. Für mich darf’s dann lieber ein Schokoei sein. Und ein Goldhase natürlich.

Partyalarm No. 7

Streng-geheim-2Wenn es der größte Wunsch des jüngsten Kindes ist, den 7. Geburtstag mit ALLEN seinen Freunden zu feiern, also auch mit der Bande aus vergangenen Kindergartenzeiten, – die  Reimerlei’sche Behausung aber 12 robusten Jungs kapazitätsmäßig definitiv nicht gewachsen ist … ja, was dann? Eine zünftige Feier im Garten wäre zwar möglich, lässt sich aber leider angesichts der Wetterkapriolen im März nur unzureichend planen. Von Regen über Tiefschnee bis Sonnenschein hatten wir schon alles.

Was tun, fragte sich die ebenso ratlose wie überforderte Mutter und Eventmanagerin. Und dann fiel es ihr ein: das Atelier von Ariane Rudolph, die das Tuffi-Buch so schön illustriert hat! Ariane bietet dort seit einem Jahr Zeichenkurse für Kinder an und es gibt auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage im Atelier zu feiern. Wie groß war die Freude, als Ariane trotz der beängstigenden Gruppengröße zusagte! Ideal sind Gruppen von 8 bis 10 Kindern, aber mit vereinten Kräften sollte es uns doch ausnahmsweise gelingen, auch 12 Rabauken zu bändigen.

Streng-geheim-1Und so steigt morgen dort die große Party. Alles ist STRENG GEHEIM! Die 12 angehenden Detektive müssen zunächst einmal erraten, wo gefeiert wird (in Barmen) und wie sie dort hin gelangen (natürlich mit der Schwebebahn und mit zwei Begleitpersonen). Sie müssen an der richtigen Station aussteigen und dann ihren Orientierungssinn beim Finden der Straße unter Beweis stellen. Im Atelier geht es natürlich erst einmal ans Auspacken der Geschenke, danach ans Futtern – es gibt frische Waffeln am Stiel. Anschließend folgt der kreative Teil mit Detektivausweisbastelei und Phantombildprüfung. Falls das Wetter einigermaßen mitspielt, können sich die Jungs dann vor dem Abend-Imbiss noch auf dem nahegelegenen riesigen Spielplatz am Matagalpa-Ufer austoben.

 

atelier-116Den Bericht reiche ich nach. Ich kann aber jetzt schon versichern, dass Ariane Rudolph das alles perfekt und mit Herz organisiert. Sie hat sogar diese fantastischen Einladungskarten selbst gestaltet! Noch nie habe ich einem Kindergeburtstag so entspannt entgegengesehen.

 

Gebt mir ganze Sätze!

FachbücherManchmal wünsche ich mir die umständlichen Zeiten zurück, in denen Sätze noch mehr als einen Nebensatz haben durften und trotzdem verstanden wurden. Der Werbe- und Gebrauchstexter von heute muss sich kurz fassen. Aktiv schreiben. Die Leser ans Händchen nehmen und davon ausgehen, es handele sich um eher begriffstutzige und vor allem tendenziell bequeme (um nicht zu sagen: faule) Zeitgenossen, die ihren Text als Gehirnfood happenweise auf einem bunten Tellerchen serviert bekommen möchten. Wir sind eben keine Schriftsteller. Müssen wir darum davon ausgehen, dass unsere Leser gar nicht lesen wollen?

Dies soll kein Plädoyer für verschwurbeltes, kompliziertes Schreiben sein, aber es nervt mich gerade nach dem zigsten Fachbuch zum Thema ein wenig. Vielleicht ist es selektive Wahrnehmung, aber mich öden diese Texte extrem an, die getreu nach Setzkastenprinzip angefertigt werden. Ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich auch „Stakkato“ schreibe. Natürlich muss zwischendurch immer mal wieder ein Satz mit Nebensatz rein, wegen Rhythmus und so. Aber bloß nicht kompliziert! Immer dran denken: Der Leser will das, was ich schreibe, im Grunde gar nicht lesen. Er will es allenfalls schnell verstehen und abhaken.

Ich glaube, wir brocken uns das konsequent selbst ein. Und ich frage mich, geht dann nicht auch stückchenweise die Lesekompetenz zurück? Alles wird so übersichtlich angerichtet, mit Bildern garniert – leichte Lesekost. Wie hat sich die Aufmachung der Illustrierten verändert! Früher gab es in solchen Blättchen wie der Brigitte oder Freundin auch schon viel zu gucken, aber auch einiges zu lesen. Mir scheint, die Artikel werden immer kürzer. Oder nur immer häufiger durch allerlei Firlefanz unterbrochen. Die Leserin braucht anscheinend bereits nach wenigen Zeilen eine Pause, einen Störer, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, eine Grafik, ein Foto…

Gerade lese ich meinem Jüngsten die Sams-Bücher vor, die alten, nicht die Neuauflagen. Eine solche Aufmachung würde man heute keinem Kind mehr zumuten. Schwarz-Weiß-Illustrationen, und dann auch nur so wenige. Keine farbigen „Verweil“-Bildchen überall. Furchtbar lange Kapitel. Da braucht man Ausdauer beim Lesen – und auch beim Vorlesen. Man merkt Paul Maar die Lust am Fabulieren an. Er hat wohl nicht viel Rücksicht auf die Zielgruppe genommen, er hat lange Sätze geschrieben, mit ganz vielen Nebensätzen. Ich will gar nicht zurück zu dieser schlichten und eingeschränkt kindgerechten Gestaltung. Aber der Trend zu immer bunteren Büchern mit immer mehr Bildanteil bei immer weniger Text in immer größerer Schrift ist klar da. Ist ja auch sinnvoll, für Erstleser beispielsweise. Große Fibeldruckschrift, durch Bilder aufgelockerter Text, super. GU (Der Gräfe & Unzer Verlag) hat nicht zuletzt deswegen so viel Erfolg, weil er Bilderbücher in Erstleser-Format für Erwachsene produziert. Da muss niemand sich durch öde Buchstabenwüsten ackern, so ein Buch zum Thema Garten, Kochen, Tier oder sonstigem Hobby ist hübsch bebildert, man pickt sich raus, was man lesen möchte, zur Not reicht es auch, wenn man nur die Kurzinfos in den Kästchen liest, da ist alles meistens noch mal zusammengefasst. Huch, das waren jetzt aber zu viele Kommas, ganz schlecht strukturierter Satz. Wollte ich so. Und nach dieser kleinen Trotzattacke schreibe ich jetzt wieder ganz vorschriftsmäßig, maximal ein Nebensatz. Keine Einschübe. Klares Textersprech.

Als ich die Haare schön hatte

sante-haarfarbeLange vor der Geburt von Frau Reimerlei gab es Kylie. Die schrieb auch schon gerne und tat dies in ihrem Blog „… try running in my shoes …“ – noch lieber aber lief sie. Das Blog und somit auch die laufende Kylie gibt es immer noch, wenn auch anscheinend die hauptsächliche Daseinsberechtigung ein einziger Artikel ist.*

In diesem Artikel berichtete ich damals in epischer Ausführlichkeit vom Haarefärben mit einer Pflanzenhaarfarbe. Das hatte mit dem Hauptthema Laufen nur insofern was zu tun, als ich mich nach der Prozedur auf meine Laufrunde begab und mich trotz Haarewaschens nach der Färbeaktion über eine Stunde lang ein ekelhafter Geruch umwölkte, der irgendwo zwischen Spinat und Kuhfladen angesiedelt war. Die Wolke hielt sich hartnäckig. Auch als ich vom Lauf zurückkehrt war, geduscht und nochmals die Haare gründlich gewaschen hatte, war sie noch nicht ganz beseitigt.

Dieser schnell heruntergeschriebene Artikel hat sich zum wahren Longseller entwickelt, wobei das Ganze ein rein privates, nichtkommerzielles Blog war und ist. Hätte ich für jeden Klick nur 10 Cent kassiert, wäre ich tatsächlich schon 405 Euro reicher. 🙂

4055 Leute haben „Vom sanften Haarefärben – ein Testbericht* … oder von Kylie, die wissen wollte, wer ihr auf den Kopf gemacht hat“ zwischen Ende 2008 und Anfang 2013 gelesen, durchschnittlich vier bis fünf pro Tag. Bei Google stand Kylies Erfahrungsbericht zeitweise auf der ersten Google-Trefferseite an 3. Stelle, wenn Leute nach „Loreal Preference Viking“ suchen, obwohl es eigentlich um die Pfanzenhaarfarbe von Sante geht. Bei der Suche nach „Sante Terra Rotstich“ fanden die Leute den Artikel lange an 2. Position auf der 1. Seite der Treffer bei Google.

Den Artikel habe ich damals ohne Blick auf Suchmaschinen geschrieben, ohne den Gedanken daran, dass irgendwelche Menschen außer denen, die mit mir über die Laufblog-Szene vernetzt waren, den Text finden und lesen würden. Er ist auch schlecht verschlagwortet, da ich zu dieser Zeit gar nicht wusste, was Tags bedeuten. Schon lustig, wenn man bedenkt, wie sehr sich die SEO-Branche bemüht und eine Pseudo-Wissenschaft aus der Auffindbarkeit von Texten macht.

Ein Text, der sich mit einer Sache beschäftigt, die Leute interessiert, eine Aussage hat und nichts anpreisen oder verkaufen will, findet anscheinend auch ohne diese Strategien ein lauschiges Plätzchen bei Google. In diesem Sinne: Der Inhalt macht’s. Tatsächlich.

* Einer meiner nicht vorrangig dem Laufen gewidmeten Lieblingsartikel hat seit 2009 gerade mal 454 Klicks zu verzeichnen. Ich mag ihn immer noch sehr, weil er so eine zeitlose Momentaufnahme ist. Regen, Laufen, Moonwalk – und wer war Michael Jackson?