Lange vor der Geburt von Frau Reimerlei gab es Kylie. Die schrieb auch schon gerne und tat dies in ihrem Blog „… try running in my shoes …“ – noch lieber aber lief sie. Das Blog und somit auch die laufende Kylie gibt es immer noch, wenn auch anscheinend die hauptsächliche Daseinsberechtigung ein einziger Artikel ist.*
In diesem Artikel berichtete ich damals in epischer Ausführlichkeit vom Haarefärben mit einer Pflanzenhaarfarbe. Das hatte mit dem Hauptthema Laufen nur insofern was zu tun, als ich mich nach der Prozedur auf meine Laufrunde begab und mich trotz Haarewaschens nach der Färbeaktion über eine Stunde lang ein ekelhafter Geruch umwölkte, der irgendwo zwischen Spinat und Kuhfladen angesiedelt war. Die Wolke hielt sich hartnäckig. Auch als ich vom Lauf zurückkehrt war, geduscht und nochmals die Haare gründlich gewaschen hatte, war sie noch nicht ganz beseitigt.
Dieser schnell heruntergeschriebene Artikel hat sich zum wahren Longseller entwickelt, wobei das Ganze ein rein privates, nichtkommerzielles Blog war und ist. Hätte ich für jeden Klick nur 10 Cent kassiert, wäre ich tatsächlich schon 405 Euro reicher. 🙂
4055 Leute haben „Vom sanften Haarefärben – ein Testbericht* … oder von Kylie, die wissen wollte, wer ihr auf den Kopf gemacht hat“ zwischen Ende 2008 und Anfang 2013 gelesen, durchschnittlich vier bis fünf pro Tag. Bei Google stand Kylies Erfahrungsbericht zeitweise auf der ersten Google-Trefferseite an 3. Stelle, wenn Leute nach „Loreal Preference Viking“ suchen, obwohl es eigentlich um die Pfanzenhaarfarbe von Sante geht. Bei der Suche nach „Sante Terra Rotstich“ fanden die Leute den Artikel lange an 2. Position auf der 1. Seite der Treffer bei Google.
Den Artikel habe ich damals ohne Blick auf Suchmaschinen geschrieben, ohne den Gedanken daran, dass irgendwelche Menschen außer denen, die mit mir über die Laufblog-Szene vernetzt waren, den Text finden und lesen würden. Er ist auch schlecht verschlagwortet, da ich zu dieser Zeit gar nicht wusste, was Tags bedeuten. Schon lustig, wenn man bedenkt, wie sehr sich die SEO-Branche bemüht und eine Pseudo-Wissenschaft aus der Auffindbarkeit von Texten macht.
Ein Text, der sich mit einer Sache beschäftigt, die Leute interessiert, eine Aussage hat und nichts anpreisen oder verkaufen will, findet anscheinend auch ohne diese Strategien ein lauschiges Plätzchen bei Google. In diesem Sinne: Der Inhalt macht’s. Tatsächlich.
* Einer meiner nicht vorrangig dem Laufen gewidmeten Lieblingsartikel hat seit 2009 gerade mal 454 Klicks zu verzeichnen. Ich mag ihn immer noch sehr, weil er so eine zeitlose Momentaufnahme ist. Regen, Laufen, Moonwalk – und wer war Michael Jackson?