In unserem Bücherschrank befinden sich auch jede Menge hässlich-kitschige Pappbilderbücher aus der Grabbelkiste – aber davon hat es noch kein einziges in die Favoritenliste geschafft. In Sachen Bücher hat mein Jüngster einen ausgezeichneten Geschmack.
Alle Titel, die ich hier zeige, hat er selbst zu seinen Lieblingsbüchern auserkoren. Sie haben sich gegen weitaus buntere, grellere, auf den ersten Blick kind- und altersgerechtere Konkurrenz im Regal durchgesetzt. Möglicherweise merkt der Kleine, dass ich beim Vorlesen mit größerem Enthusiasmus dabei bin, während so ein schäbiges Bilderbuch, das mir weniger gefällt, eher lieblos abgehandelt wird. Mag also sein, dass meine Vorlieben sich einfach nur spiegeln.
- Emil kocht für Teddy
Hier eines der wenigen heißgeliebten Bücher neueren Erscheinungsdatums, aber leider schon vergriffen: Es ist aus stabiler Pappe und fasziniert David seit seinem ersten Geburtstag. Und es ist auch wirklich ab einem Jahr geeignet. Babys und Kleinkinder lieben Fotobücher, und dieses ist reizend fotografiert. Klein-Emil kocht, Zwiebeln und Kartoffeln, die in einem großen Topf kräftig durchgerührt und dann am gedeckten Tisch angerichtet werden. Sein Teddy schaut zu, wird gefüttert und hilft zum Schluss beim Aufräumen mit. Ganz wenig Text begleitet die Fotos, für die Kleinsten kann man den auch zunächst weglassen und einfach nur die Bilder anschauen.
2. Ich bin die kleine Katze
Hier kommt ein Klassiker, “Ich bin die kleine Katze” von Helmut Spanner aus dem Ravensburger Verlag. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe dieser “Ich bin…” Bücher, aber die kleine Katze ist einfach das schönste. Empfohlen wird es ab 2 Jahren, aber es ist auch für jüngere Kinder geeignet. Der Tagesablauf der kleinen Katze vom morgendlichen Aufstehen bis zum abendlichen Mondangucken wird in großen, klaren, altmodisch ruhig gezeichneten Bildern erzählt, zum genauen Anschauen und Verweilen.
3. Die drei Räuber
Spontan könnte man denken, dass so ein düsteres Bilderbuch mit grimmigen schwarzbemantelten und -behüteten Räubern bei Kleinkindern nicht so gut ankommt, vielleicht sogar Angst macht. Ich habe unbedingt eine alte Ausgabe davon haben wollen, denn die, welche ich mal besaß, ist leider unauffindbar. Sollte eigentlich für später sein, auf Vorrat sozusagen, besser jetzt schon kaufen, solange es noch bezahlbare alte Diogenes-Exemplare gibt. Die Illustrationen von Tomi Ungerer sind ganz anders als die üblichen gefälligen Bildchen, die man jungen Betrachtern zutraut. Dabei sind gerade kleine Kinder noch ganz offen für alles, und es muss auch gar nicht immer hell und freundlich sein. Jedenfalls nahm David dies Buch sofort in seine Lieblingsliste auf, keine Chance, es unauffällig “für später” wegzuräumen. Den Text lese ich gekürzt vor, erkläre immer noch zusätzlich, was zu sehen ist, z.B. dass die Pferde “Hatschi” machen, wenn der Räuber mit der Pfefferpistole schießt. Das findet er immer sehr komisch. Und die Eule auf dem kahlen Baum, und der Mond, die Hüte… er mag dieses Buch, auch wenn natürlich der komplette Inhalt einem Anderthalbjährigen noch nicht begreiflich ist.
4. Wo die wilden Kerle wohnen
Die “wilden Kerle” assoziieren heute die meisten Kinder mit den wilden Fußballkerlen. Dabei gab es doch früher viel wildere Kerle, in dem Bilderbuchklassiker von Maurice Sendak, auch im Diogenes Verlag erschienen. Die Illustrationen sind hier genausowenig “gefällig” … und überhaupt, sind so gruselige Monster denn überhaupt geeignet für kleine Kinder?
Ja, sind sie, davon hat mich David überzeugt. Das Buch ist mir bei meinen beiden Großen irgendwie “dadurchgegangen”, wir haben es nicht besessen, obwohl ich es natürlich kannte. Dass ich es jetzt für den Junior gekauft habe, ist einer Zeitschrift zu verdanken, in der ein Bild daraus zu sehen war. Der Kleine entdeckte es zufällig und konnte sich gar nicht sattsehen an den Kerlen, immer wieder musste ich ihm die Zeitschrift hervorholen, damit er sich die Kerle anschauen konnte. Deshalb habe ich dann das Buch erworben, auch eigentlich “für später” – aber er liebt es so sehr, es ist sein ausgesprochenes und absolutes Lieblingsbuch! Der Text wird mit der nötigen Untermalung (viel Gebrüll, Zähne fletschen, Krallen zeigen und drei Seiten lang ganz viel Krach machen) komplett gelesen, und am Ende freut er sich immer auf die Stelle, wenn Max nach seiner langen Reise wieder in seinem Zimmer ankommt, wo das Essen auf ihn wartet… und es ist noch warm. Dann sagt mein Söhnchen voller Inbrunst “Hamham” und “nomaaa”, was nochmal heißen soll, nochmal vorlesen.
5. Die kleine Raupe Nimmersatt
Dieses Buch darf wirklich in keinem Kinderzimmer fehlen, und man muss damit auch nicht zählen lernen oder sonst was pädagogisch Wertvolles damit erreichen wollen, sondern sich einfach an der kleinen gefräßigen Raupe erfreuen, mit ihr Bauchweh haben und sich wundern, dass am Ende so ein prächtiger Schmetterling erscheint. Wir haben uns für die große Papp-Variante entschieden, weil man da so schön die kleinen Finger durch die Löcher stecken kann, die die Raupe hinterlässt! Das geht bei der kleinen Ausgabe nicht so gut.
6. Das Traumfresserchen
Und zum Schluss das Relikt aus meinen Jugendjahren, das ich schon meinem kleinen Bruder vorgelesen habe: Das Traumfresserchen.Obwohl dieses Buch von Michael Ende schon uralt ist und dementsprechende Gebrauchsspuren aufweist, fällt es immer noch nicht auseinander. Man könnte es auch nachkaufen, denn es ist in der x-ten Auflage beinahe unverändert erhältlich.Die Geschichte ist eigentlich für viel ältere Zuhörer gedacht – keine Ahnung, was mein jüngster Sprössling jetzt schon von der Handlung versteht, oder ob es nur die Bilder von Anngert Fuchshuber sind, die ihn begeistern. Nein, das kann nicht sein – denn auch das Sprüchlein muss immer wieder aufgesagt werden. Ich glaube, kleine Kinder sind empfänglich für schöne Sprachmelodien, sie sind schon richtige Genießer. Und darum gehört es schon jetzt zu seinen Lieblingsbüchern, wenn ich die meisten Textpassagen auch weglasse oder ganz stark verkürze. Das Sprüchlein aber muss immer richtig vorgelesen werden!