Monumental und beängstigend real erzählt Stephen King den beklemmend aussichtslosen Überlebenskampf einer von der Außenwelt abgeschnittenen amerikanischen Kleinstadt. Chester’s Mill liegt – wie sollte es bei King auch anders sein – im neuenglischen Bundesstaat Maine. Unter der Kuppel läuft die Menschlichkeit schnell aus dem Ruder, es entwickelt sich in beklemmend hohem Tempo eine zerstörerische und mörderische Eigendynamik.
Mit mehr als 1200 eng bedruckten Seiten ist „Die Arena“ gefühlt fast so dick wie die Bibel. Stephen King hat mit diesem Werk eine Idee umgesetzt, die er schon vor Jahrzehnten entwickelte. Als damals noch wenig routinierter Autor befand er das Ganze aber vor allem wegen der aufwendigen Recherche dann doch als zu komplex. Deswegen wanderte der Versuch eines Manuskripts in die Schublade. Vergessen hat er den Plot aber nie, das Thema gärte in ihm – und viele Romane später war die Zeit reif dafür.
Wer wie ich als Stephen-King-Fan der 80er lange keinen Roman des Meisters mehr gelesen hat, fühlt sich in alte Zeiten zurückversetzt. Ich war sofort wieder im Lesewahn, und weil King sich erzählerisch nochmals gesteigert hat, kam trotz des enormen Umfangs keine Zeile Langeweile auf. Manchmal hat man bei solchen Monumentalwerken ja das Gefühl, ein paar Hundert Seiten weniger hätten dicke gereicht, King aber zeichnet die Entwicklung der Charaktere und Handlungsstränge so überzeugend, dass weniger in diesem Fall nicht mehr gewesen wäre. Ich habe übrigens die Serie auf Pro 7 dazu nie gesehen, kann nicht beurteilen, wie die Romanvorlage dort umgesetzt wurde – „Die Arena“ funktioniert jedenfalls auch so, allein für sich, ohne Filmbilder im Kopf. Stephen King hat sich seit seinen Erfolgen der frühen Jahre beachtlich weiterentwickelt, er ist ein begnadeter Erzähler, der seinen Schöpfungen – guten wie bösen Charakteren – Entwicklungspotenzial in alle Richtungen einräumt. Fantasy der düsteren Sorte, gnadenlos gut!