Drei magische Worte, ES WAR EINMAL – ein Buch, das so beginnt, muss märchenhaft sein. Und das ist „Schlaf wie ein Tiger“ auch. Ein wunderbares Märchen zur guten Nacht, ruhig, sanft und betörend schön. Man nimmt es in die Hand, fühlt über den goldgelben erhabenen Glanzschriftzug auf dem Cover, schlägt es auf – und ist mitten drin in der Geschichte um ein schlafloses kleines Mädchen.
Dieses Mädchen scheint ein Königskind zu sein, es trägt eine Krone, genau wie Mutter und Vater. Das kennen wir vom „Traumfresserchen“, da war es auch eine Königstocher, die nicht schlafen wollte. Doch das ist schon die einzige Gemeinsamkeit, denn zum einen erinnern die Illustrationen von Pamela Zagarenski kein bisschen an den Stil von Annegert Fuchshuber. Und Mary Logue lässt die Eltern des Mädchens viel entspannter mit dem Thema Schlaflosigkeit umgehen als Michael Ende. Denn sie finden es gar nicht schlimm, wenn der Schlaf nicht sofort kommt. Man kann sich aber schon mal aufs Schlafen vorbereiten, den Schlafanzug anziehen, sich gemütlich einkuscheln und daran denken, dass jedes Lebewesen, Mensch und Tier, irgendwann schläft.
Wunderbare Einschlaf-Magie
Das will das kleine Mädchen genauer wissen. Schlafen wirklich alle Tiere? Hunde, Katzen, Bären, Schnecken, Wale, Fledermäuse – und sogar Tiger? In der Tat, sie alle schlafen – wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise. Denn in der Ruhe und im Schlaf liegt die Kraft. Wer zum Beispiel stark sein will wie ein Tiger, braucht den Schlaf am allermeisten. Das muss auch gar nicht sofort sein. Beim Einschlafen sollte man sich ruhig Zeit lassen, wenn man noch nicht müde ist, finden die Eltern. Und so beginnt das kleine wache Mädchen, sich auf eine schlaflose Nacht einzustellen. Im Bett kuschelt es sich ein und erinnert sich daran, wie die Tiere schlafen. Ein kleines bisschen fühlt es sich wie jedes einzelne Tier, besonders aber wie ein Tiger. Und am Ende schläft es tief und fest und stark wie er.
Dieses Bilderbuch problematisiert das Einschlafen nicht, sondern beschäftigt sich ruhig und leicht und selbstverständlich mit dem Thema. Vor vielen Jahren gab es einmal ein Bilderbuch bei Thienemann, es hieß „Wenn ich müde bin“ – das vermittelte auch so eine ganz besondere magische Stimmung. Meine Kinder liebten es. Es ist längst vergriffen und nur noch antiquarisch zu bekommen, hat aber seit 25 Jahren einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal. So ein Schatz ist auch dieses Buch aus dem Knesebeck Verlag – eines, das man nie weggeben möchte.
Schlaf wie ein Tiger wird empfohlen ab 3 Jahren, ist aber auch für jüngere und ältere Kinder geeignet – und natürlich auch für erwachsene Bilderbuchsammler. Hier kann man übrigens hineinblättern: Vorschau