Im Frühjahr 1271 begibt sich Marco Polo, der Sohn eines venezianischen Kaufmanns, zusammen mit Vater und Onkel auf die abenteuerliche Reise ins ferne China. Was die Familie Polo auf dem gefährlichen Weg ins Reich der Mitte erlebt, wie viel Merkwürdiges und Wunderbares ihnen widerfährt, davon erzählt dieses mit asiatisch-orientalisch anmutenden Illustrationen geschmückte Sachbilderbuch.
„Die wunderbaren Reisen des Marco Polo“ gehörte für die Stiftung Buchkunst zu einem der schönsten deutschen Kinderbücher des Jahres 2009. Diese Ehre wird nur kunstvoll gestalteten Büchern zuteil, bei denen jedes Detail überzeugen muss: die Papierqualität, das Einbandmaterial, die Einbandgestaltung, die Bindeart – um nur einige Kriterien zu nennen. Kinder interessiert aber viel mehr, was ein Buch inhaltlich zu bieten hat. Und genau das kann sich ebenfalls sehen lassen. Darum sind die ersten Auflagen schnell vergriffen gewesen, im Frühjahr 2014 erscheint die 4. Auflage.
Die klare, absolut schnörkellose Sprache wirkt mit ihren kurzen Sätzen beinahe ein wenig karg. Darum beziehen sich die seltenen kritischen Stimmen zu diesem Buch fast immer auf die Sprache, die sich mancher opulenter, märchenhafter wünscht. Ich habe es total anders empfunden, denn genau diese ruhige Sprache hat mich fasziniert. Auch der Sohn (knapp 8 Jahre) lauschte aufmerksam jedem Wort und vertiefte sich in die Bilder. Es hatte fast etwas Meditatives, aus den wunderbaren Reisen des Marco Polo vorzulesen und die kunstvollen Illustrationen zu bestaunen. Die reale Welt um uns herum trat in den Hintergrund, wir segelten auf Schiffen über die Meere, besuchten Kreuzfahrerstädte, ritten auf Pferden und Kamelen durch staubige Wüsten und trafen auf Kublai Khan, den Herrscher über das riesige Reich der Mongolen.
An keiner Stelle nimmt die Fülle der Sachinformationen überhand, denn wenn es Kinder „packt“, sind sie unheimlich wissbegierig und fragen an manchen Stellen auch nach. Auf vielen Seiten gibt es ergänzende Erklärungen in Form eines Infoblocks für Kinder, die spezielle Fragen haben. Das Thema ist aber sicher normalerweise für Kinder unter 8 Jahren zu komplex. Nach oben aber gibt es keine Grenze, für Jugendliche und Erwachsene ist dieses besondere Reisetagebuch ebenso spannend und lehrreich. Darum ist es eine echte Familienlektüre für Familien mit Kindern im Schulalter, vor allem natürlich dann, wenn die Themen Seefahrer und Entdecker gerade angesagt sind.