Musse du nach Textanien! Ich war mal wieder da, einmal hin und zurück in fünf Minuten. Und habe natürlich wieder was Schönes mitgebracht. Diesmal eine beispielhafte Werbung, die „Wir essen Opa!“ Konkurrenz macht:
„Texte die verkaufen!“
Texte die verkaufen! Ja, wer denn? Was sind das denn für Leute, die Texte verkaufen? Das ist ein Ding. Unerhört. Texte die verkaufen. (!) (???) Die, die Texte verkauft, die verkaufen, legt dann auch noch beherzt nach: „Sie sind auf der Suche nach SEO Texten, Blogartikeln, Produktbeschreibungen oder anderen Texten die Ihre Website systematisch nach vorne bringen?“
Da möchte man doch rufen, Kind, hol mal Luft! Ganz ruhig. So, und jetzt ausatmen, einatmen und nachdenken: Wie war das denn noch mal mit den Satzzeichen? Richtig, sie strukturieren und gliedern einen Satz, dienen der Verständlichkeit und manchmal retten sie Leben. So dem oben erwähnten Opa. „Wir essen, Opa!“ klingt doch schon viel appetitlicher als „Wir essen Opa!“.
Und wie war das denn noch mit den Haupt- und Nebensätzen? Auch da hat ein Komma häufig seinen großen Auftritt, gibt eine kleine Verschnaufpause vor. Der Satz geht weiter, aber der Leser darf sich kurz erholen von all der Sucherei nach den „SEO Texten, Blogartikeln, Produktbeschreibungen oder anderen Texten“ KOMMA „die seine Website systematisch nach vorne bringen sollen.“
Manchmal schmerzen aber überflüssige Kommas – ja, es heißt Kommas oder Kommata, wer sich unsicher ist, darf auch Beistriche schreiben – noch viel mehr als ausgelassene.
Und nicht nur in Textanien herrscht Ungewissheit. Letztens stieß ich ganz weit entfernt davon auf folgende Satzkonstruktion:*
„Von einer Nacht auf die andere, endet ein langweiliges, ödes und phlegmatisches altes Leben. Einer Katze namens Susi, gelingt es ohne Humor und Selbstironie dem Alltag ihrer Familie zu entfliehen.“
Es ist hier nicht nur der Katze so einiges gelungen. Gelungen ist es auch, zwei sinnlose und daher falsche Kommas zu setzen, um dann aber dort, wo eines gebraucht wird, großzügig zu verzichten. Dabei hätte man sogar die Wahlfreiheit, die Möglichkeit, Nuancen herauszuarbeiten: Gelingt es der Katze namens Susi ohne Humor und Selbstironie, dem Alltag ihrer Familie zu entfliehen? Oder gelingt es der Katze namens Susi, ohne Humor und Selbstironie dem Alltag ihrer Familie zu entfliehen?
Man weiß es nun halt nicht. Manche sagen so, manche so.
*Den Inhalt des Originals habe ich verändert, also meinetwegen Hunde durch Katzen oder Tage durch Nächte ersetzt … und Susi heißt auch anders.
PS: Hier geht es übrigens zu meinen ersten Ausflügen nach Textanien.