Die (fast) letzte frische Tat des Jahres 2013

Krumbholz_TatObwohl die SUSIMA-Kategorie ein bisschen vor sich hin dümpelt – wir Autorinnen dümpeln keineswegs. Der letzte Eintrag ist Monate her; in der Zwischenzeit haben wir uns einige Male getroffen und übereinstimmend festgestellt: Das Kapitel über die Vergangenheit der Stadtteile ist ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Aber es wird! Jede von uns hat über die Feiertage, zwischen den Jahren und auch in den ersten zwei Wochen des neuen Jahres eine umfangreiche To-do-Liste, damit wir beim nächsten Treffen am 13. Januar endlich die ersten Kapitel als textmäßig komplett erledigt abhaken können. Die Illustrationen und Bildrechte sind ja noch mal ein eigenes Thema, wir arbeiten daran, dass alles noch besser ineinandergreift und wir kapitelweise wirklich sagen können: Fertig.

Wir alle haben also „Keine Furcht vor frischer Tat“, passend zum Titel eines höchst interessanten Büchleins aus dem Kinderbuch Verlag Berlin, DDR 1985. Vor ein paar Wochen habe ich es antiquarisch erworben, in der Hoffnung, es möge mir Material und Anregungen für eine kurze Geschichte über den Schüler „Fritz“ liefern. Gestern ist die Geschichte fertig geworden, eine der letzten Taten dieses Jahres. Friedrich Engels lässt mich nicht los, ich fühle mich schon fast als als Genossin. Darum muss ich dieses alte Kinderbuch mal kurz vorstellen. Das Buch, gedacht „für Leser von 10 Jahren an“, ist echt ein Schmankerl. Verlag und Autor bedanken sich auf der letzten Seite übrigens recht artig beim „Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“, aber immerhin auch bei der „Stadtgeschichtlichen Abteilung im Engels-Haus“ und beim „Stadtarchiv Wuppertal“.

Hans Krumbholz schildert vor allem Friedrichs Jugendjahre, aber natürlich geht es auch um das große Ganze. Also um die böse Ungerechtigkeit in der Welt, den hehren Klassenkampf und die segensreiche Revolution. Krumbholzs Darstellung beginnt mit der Bekanntmachung in der Elberfelder Zeitung vom 29. Dezember 1820, in der Friedrich Engels sen. die Geburt seines ersten Kindes bekannt gibt. Sie endet 28 Jahre später, als Friedrich Engels 1948  in Elberfeld auf die Barrikaden geht und anschließend per Steckbrief gesucht wird. „Nun gehört auch Friedrich zu jenen, die von den Herrschenden verfolgt werden“, schreibt der DDR-Autor, und fügt hinzu: „Er hat es nicht als Makel empfunden.“

Aber mal abgesehen von dem teilweise unterträglichen linientreuen Geschwafel ist das Buch wirklich ein Quell der Inspiration, denn es zeigt viele alte Urkunden, Fotos, dazu handschriftliche Notizen und Zeichnungen des jungen Friedrich Engels und man erfährt manches über die anderen Mitglieder der Engels-Familie sowie wichtiger Persönlichkeiten aus ihrem Umfeld.

Finn unterwegs mit der Schwebebahn

Finn_SchwebebahnOb am Samstag, dem 30. November 2013 endlich die Schwebebahn wieder fährt, weiß ich leider nicht. Es könnte sein, man hat so etwas munkeln hören.* Würde aber super passen, denn ich weiß was anderes:

An diesem Samstag wird bei Bücher Köndgen in Wuppertal-Barmen am Werth um 15:00 Uhr ein neues Bilderbuch präsentiert, in dem die Schwebebahn und der kleine Finn die Hauptrollen spielen.

Finn besucht nämlich seinen Opa in Wuppertal, und da ist es ja wohl klar, dass eine Schwebebahnfahrt auf dem Programm steht. Was für die meisten Wuppertaler zum Alltag gehört, findet Finn absolut aufregend. Er möchte ganz viel über dieses ungewöhnliche Gefährt wissen, das Schwebebahn genannt wird, und zum Glück kennt sich Opa Paul bestens aus. Die Sachinformationen sind in eine spannende Handlung verpackt, denn der Opa und sein Enkel erleben zwischen Vohwinkel und Oberbarmen schwebend so einige Überraschungen. Welche genau, verrate ich hier nicht. Es war mir ein Vergnügen, im Rahmen des Lektorats die Entstehungsgeschichte von Finn unterwegs mit der Schwebebahn vom ersten Manuskript bis zum druckfertigen Layout mitzuverfolgen. Lucia D’Armento Sahin hat den Text geschrieben und die Illustrationen sind von Ariane Rudolph. Ab sofort kann ich zum Shop der Edition Köndgen verlinken und dort kann man es jetzt schon vorbestellen! Kommt also noch rechtzeitig zu Nikolaus als Geschenk für Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter. So ein Buch fehlte bislang in Wuppertal. Ich wünsche Autorin und Illustratorin eine super Veranstaltung und schaue selbst natürlich auch vorbei. So ein ganz druckfrisches, signiertes Buch in den Händen zu halten, ist immer wieder was Besonderes!

Finn unterwegs mit der Schwebebahn
Verlag Edition Köndgen
Lucia D‘Armento Sahin (Texte)
Ariane Rudolph (Illustrationen)
1. Auflage 2013
ISBN 978-3-939843-43-6
12,95 €

* Als wenn das alles ein großer Plan gewesen wäre. War es aber WIRKLICH nicht. Voilà, sie fährt ab Samstag wieder!

Und warum die Schwebebahn mehrere Wochen lang nicht fuhr, wird hier in der WZ erklärt.

Friedrich Engels: Barmen, Manchester & Marxismus

Engels2Ein Taschenbuch, das so (siehe Foto) aussieht, ist zweifellos gelesen – und zwar intensiv. Umtausch nicht möglich. Dabei hatte ich doch geplant, die Engels-Biographie zu Recherchezwecken (Nachtrag: Recherche für das Kapitel „Maschinen übernehmen die Arbeit“ in dem Buch Erklär mir mal Wuppertal | Geschichte und Geschichten) kurz mitzunehmen, etwas reinzublättern und pfleglich querzulesen. Anschließend wollte ich sie – natürlich in quasi druckfrischem Bestzustand – wieder ins Regal stellen. Als Buchhändlerin macht man das gelegentlich, um Kunden ein wenig mehr über Schreibstil und Inhalt erzählen zu können, als aus dem Klappentext hervorgeht. Denn nicht zu jedem Titel gibt es ein Leseexemplar und man kann unmöglich alles kaufen.

Der Engels hat nun aber einen Platz in meinem eigenen Bücherregal gefunden. Dem Autor und populären britischen Historiker Tristram Hunt mag vorgeworfen werden, er habe in seiner Biographie teilweise stark vereinfacht und inhaltliche Auseinandersetzungen zwischen Engels und Marx nicht erschöpfend erklärt. Ich kann nur sagen: zum Glück. Denn sonst hätte er es wohl kaum geschafft, mir, einer bislang völlig Unwissenden, die Person Friedrich Engels, sein Denken, Schaffen und die außergewöhnliche Freundschaft mit Karl Marx nahezubringen. Bourgeoisie und Proletariat, die kapitalistische Gesellschaftsordnung und das Kapital, der Marxismus als Wissenschaft, Kommunismus, Sozialismus, Hegelianismus und alle verschiedenen Strömungen – ich durchschaue das alles ehrlich gesagt nach wie vor nicht, aber ich habe immerhin eine Vorstellung davon.

Engels, der Ausbeuter wider Willen

Damit sich auch weniger historisch bewanderte Leserinnen wie ich dem Leben und Werk des Duos Marx/Engels nähern können, gewährt Hunt spannende Einblicke in die industrielle Revolution sowie in die sozialen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts. Viel mehr als alle komplexen Theorieentwicklungen hat mich der Mensch Engels und sein persönlicher Lebensweg interessiert, insbesondere die erste Station in Manchester, beschrieben im Kapitel „Manchester in Schwarzweiß“. Als Fabrikantensohn und Angestellter bei Ermen & Engels in Manchester selbst Angehöriger der Bourgeoisie, beschrieb er in seiner Studie „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ die erbärmlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter ebenso wie die Auswüchse der Kinderarbeit und die katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt. Er beobachtete und trug Fakten zusammen. Engels1Zu Einblicken „von innen“ verhalf ihm seine Freundin Mary Burns, eine irische Arbeiterin. Er lernte sie in Manchester kennen und blieb lange Jahre bis zu ihrem Tod mit ihr liiert. Engels sollte später nach „Cottonopolis“ zurückkehren, beschrieben sind diese zwiegespaltenen Jahre im Kapitel „Manchester grau in grau“ – zwei miserable Jahrzehnte, in denen er als „Baumwoll-Lord“ Marx in vielerlei Hinsicht, vor allem auch finanziell, unterstützte und nach außen hin ein Leben führte, das seinen eigenen Überzeugungen widersprach. Diese Opferbereitschaft – auch über den Tod seines Freundes Karl Marx hinaus – zieht sich durch Engels Leben, das in weiten Teilen der Pflichterfüllung und der Sache dient: Karl Marx‘ Werk zu würdigen und fortleben zu lassen. So vollendete er „Das Kapital“, indem er für die weiteren Teile trotz chronischer Bindehautentzündung Marx‘ unleserliche handschriftliche Manuskripte entzifferte, ordnete und vervollständigte. Auf Ruhm und Ehre kam es ihm nicht an – weder im Leben noch im Tod: In seinem letzten Willen verfügte er, die Urne mit seiner Asche möge im Meer versenkt werden. Bloß kein Grabstein, bloß keine Aufmerksamkeit – die gebührte allein dem großen Marx.

Tristram Hunt
Friedrich Engels: Der Mann, der den Marxismus erfand
List by Ullstein
kartoniert, 573 Seiten, 13,99 EUR
ISBN: 9783548611709
Nachtrag: Das habe ich jetzt davon: Stiltest der FAZ

Karl Marx

Was mit Büchern machen …

wasmitbuechern_120Das Interview ist nicht mehr ganz taufrisch, aber trotzdem noch aktuell. Leander Wattig ist einer, der sehr viel mit Büchern und fürs Buch macht und eine großartige Plattform ins Leben gerufen hat, um die Buchbranche miteinander zu vernetzen. In einer Interview-Reihe stellen sich „Büchermenschen“ dort vor und erzählen von ihrer Beziehung zu Büchern. Einige sind Buchhändler, andere Verleger – die schreibende Zunft ist ebenso vertreten wie die produzierende, also die Buchhersteller und -gestalter. Mir gefällt die Seite, weil sie so viele Einblicke bietet und Menschen zeigt, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemeinsam haben. Aber sie alle sind durch ihre unterschiedliche Beziehung zu Büchern miteinander verbunden.

Das Tuffi-Buch feiert elefantastischen 3. Geburtstag!

TuffiPlakat1Wir, die drei emsigen Tuffi-Tanten,
wie wir uns vor drei Jahren nannten,
wegen des einen, stadtbekannten
schwebebahnfahrenden Elefanten,
die wir im Tuffibuch-Fieber waren,
gönnen uns heute mal eine Klaren!*
Denn auf den Tag genau vor drei Jahren
erschienen die Bilder- und Buch-Memoiren.

* Was anderes reimte sich leider nicht. Wahlweise durch Schampus, Prosecco, Gänsewein  oder anderes Getränk ersetzen. Prost! 🙂