Rumgeeiere

WiW1Das eckige Ei ist noch nicht gelegt, aber auch nicht mehr komplett ungelegt. Irgendwas dazwischen, und wie man sich vorstellen kann, ist das ein irritierender Zustand. Zumal man über ungelegte Eier ja auch nicht spricht, geschweige denn schreibt. Gackgack.

Und jetzt kommt auch noch Ostern, das bunte Eierfest, das einen immer wieder an dieses ganz besondere Ei erinnert. Das, wenn es erst einmal tatsächlich gelegt ist, auch noch unter Mühen ausgebrütet werden muss! Und es wird  fast ein Jahr lang dauern, bis da etwas schlüpft. Nein, ich bin nicht schwanger! Aber ich fühle mich fast so.

Aber da wir gerade beim Thema sind: Es ostert sehr, weswegen ich jetzt schon vorsorglich fröhliche (F)Eiertage wünsche. Denkt aber auch an die vielen Hühner, die über Ostern noch mehr Federn lassen müssen als sowieso schon. Hochbetrieb unter elenden Bedingungen. Diese bunt gefärbten Dinger, die schon seit Weihnachten in den Kühlregalen der Supermärkte ausliegen, sind mir eh ein Graus. Für mich darf’s dann lieber ein Schokoei sein. Und ein Goldhase natürlich.

Gebt mir ganze Sätze!

FachbücherManchmal wünsche ich mir die umständlichen Zeiten zurück, in denen Sätze noch mehr als einen Nebensatz haben durften und trotzdem verstanden wurden. Der Werbe- und Gebrauchstexter von heute muss sich kurz fassen. Aktiv schreiben. Die Leser ans Händchen nehmen und davon ausgehen, es handele sich um eher begriffstutzige und vor allem tendenziell bequeme (um nicht zu sagen: faule) Zeitgenossen, die ihren Text als Gehirnfood happenweise auf einem bunten Tellerchen serviert bekommen möchten. Wir sind eben keine Schriftsteller. Müssen wir darum davon ausgehen, dass unsere Leser gar nicht lesen wollen?

Dies soll kein Plädoyer für verschwurbeltes, kompliziertes Schreiben sein, aber es nervt mich gerade nach dem zigsten Fachbuch zum Thema ein wenig. Vielleicht ist es selektive Wahrnehmung, aber mich öden diese Texte extrem an, die getreu nach Setzkastenprinzip angefertigt werden. Ich ertappe mich immer häufiger dabei, dass ich auch „Stakkato“ schreibe. Natürlich muss zwischendurch immer mal wieder ein Satz mit Nebensatz rein, wegen Rhythmus und so. Aber bloß nicht kompliziert! Immer dran denken: Der Leser will das, was ich schreibe, im Grunde gar nicht lesen. Er will es allenfalls schnell verstehen und abhaken.

Ich glaube, wir brocken uns das konsequent selbst ein. Und ich frage mich, geht dann nicht auch stückchenweise die Lesekompetenz zurück? Alles wird so übersichtlich angerichtet, mit Bildern garniert – leichte Lesekost. Wie hat sich die Aufmachung der Illustrierten verändert! Früher gab es in solchen Blättchen wie der Brigitte oder Freundin auch schon viel zu gucken, aber auch einiges zu lesen. Mir scheint, die Artikel werden immer kürzer. Oder nur immer häufiger durch allerlei Firlefanz unterbrochen. Die Leserin braucht anscheinend bereits nach wenigen Zeilen eine Pause, einen Störer, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, eine Grafik, ein Foto…

Gerade lese ich meinem Jüngsten die Sams-Bücher vor, die alten, nicht die Neuauflagen. Eine solche Aufmachung würde man heute keinem Kind mehr zumuten. Schwarz-Weiß-Illustrationen, und dann auch nur so wenige. Keine farbigen „Verweil“-Bildchen überall. Furchtbar lange Kapitel. Da braucht man Ausdauer beim Lesen – und auch beim Vorlesen. Man merkt Paul Maar die Lust am Fabulieren an. Er hat wohl nicht viel Rücksicht auf die Zielgruppe genommen, er hat lange Sätze geschrieben, mit ganz vielen Nebensätzen. Ich will gar nicht zurück zu dieser schlichten und eingeschränkt kindgerechten Gestaltung. Aber der Trend zu immer bunteren Büchern mit immer mehr Bildanteil bei immer weniger Text in immer größerer Schrift ist klar da. Ist ja auch sinnvoll, für Erstleser beispielsweise. Große Fibeldruckschrift, durch Bilder aufgelockerter Text, super. GU (Der Gräfe & Unzer Verlag) hat nicht zuletzt deswegen so viel Erfolg, weil er Bilderbücher in Erstleser-Format für Erwachsene produziert. Da muss niemand sich durch öde Buchstabenwüsten ackern, so ein Buch zum Thema Garten, Kochen, Tier oder sonstigem Hobby ist hübsch bebildert, man pickt sich raus, was man lesen möchte, zur Not reicht es auch, wenn man nur die Kurzinfos in den Kästchen liest, da ist alles meistens noch mal zusammengefasst. Huch, das waren jetzt aber zu viele Kommas, ganz schlecht strukturierter Satz. Wollte ich so. Und nach dieser kleinen Trotzattacke schreibe ich jetzt wieder ganz vorschriftsmäßig, maximal ein Nebensatz. Keine Einschübe. Klares Textersprech.

Im Kleingedruckten

impressumDa stehe ich nun, eine Premiere. Für Webtexte, Flyertexte und andere Werbetexte habe ich schon oft das Korrektorat übernommen, häufig auch das sehr erweiterte Korrektorat bis hin zu Umformulierungen und anderen erforderlichen Änderungen, die der Verständlichkeit oder der allgemeinen Lesbarkeit dienten.

Nun ist ein komplettes Buchlektorat hinzugekommen, und ich freue mich sehr, dass der lange Prozess pünktlich abgeschlossen ist.  Aber jetzt stehe ich drin im Kleingedruckten, auf der Impressumsseite. Wenn doch noch jemand Fehler findet, muss ich sie behalten. Denn dann hab ich’s verbockt.

Letztens erfuhr ich zu meiner Beruhigung von routinierten Kolleginnen und Kollegen der Facebook-Gruppe „Lektorat und Korrektorat“, dass ein sehr geringer prozentualer Restbestand an Fehlern bei einem Zwei-Augen-Lektorat völlig normal ist. Puuuh!

Nun dürfen weitere Projekte folgen!

Neue Buchreihe: Autoren der Region

Hufnagel_CoverDen ersten Beitrag im neuen Jahr widme ich einem ganz aktuellen Projekt: dem Start einer Buchreihe der Edition Köndgen. Ausgewählte Autorinnen und Autoren der Region sollen bei der Veröffentlichung ihrer Werke unterstützt werden. Denn so einfach es auch in Zeiten von BoD, Epubli und E-Books theoretisch zu sein scheint, in Eigenregie ein Buch herauszubringen – das Ergebnis ist nicht immer überzeugend. Wer auf ein Lektorat verzichtet, das Layout selbst bastelt, die Auswahl des Coverfotos eher dem Zufall überlässt und glaubt, auch ohne Marketing in der Masse der Publikationen Beachtung zu finden, verschenkt viele Möglichkeiten. Zudem wirkt das Ergebnis meistens unprofessionell, auch wenn das Manuskript Potenzial gehabt hätte.

Mit der neuen Reihe bietet die Edition Köndgen Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Genres aus dem Bergischen Land Hilfestellung durch Qualitätskontrolle. Von der ersten Einschätzung des Manuskripts über Korrektorat, Lektorat, Konzept, Drucklayout, Satzarbeiten, Umschlaggestaltung, Druck und Datenmanagement bis zu Marketing, Vertrieb und Pressearbeit. Die Auswahl der Titel, die für eine Veröffentlichung in der Edition Köndgen infrage kommen, behält sich der Verlag vor. Autorinnen und Autoren, deren Manuskripte ins Verlagsprogramm passen, bietet die Edition Köndgen eine interessante Kooperation an.

Den Auftakt der neuen Reihe macht im Februar mit „Forellen rauchen nicht“ ein Autor aus Schwelm. Klaus Hufnagel ist Preisträger des Wettbewerbs „Wuppertal schreibt“ 2010. Einige seiner Erzählungen aus den vergangenen 10 Jahren wurden in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Die hier erstmals in einem Band gesammelten Kurzgeschichten handeln von den Unwägbarkeiten und Tücken des Lebens nach der Lebensmitte. Das Buch, für das ich das Lektorat übernommen habe, erscheint im Februar als erster Band der Buchreihe „Autoren der Region“ in der Edition Köndgen.

Einen kleinen Vorgeschmack gibt es bereits am 25. Januar anlässlich einer musikalisch-literarischen Veranstaltung im Ibachhaus, der Kulturfabrik in Schwelm. Konzertpianistin Eniklö Mikosch und Autor Klaus Hufnagel tun sich dort zu einem Wechsel zwischen Klavierstücken alter Meister und kurzen Erzählungen aus der „Überlebensmitte“ zusammen.

UPDATE 28.02.2013:
Gute
Presseresonanz nach der offiziellen Buchvorstellung in Barmen und Schwelm.
Neben kleineren Artikeln in der Westfälischen Rundschau und der Wuppertaler Rundschau berichteten die Wuppertaler und Schwelmer Zeitungen ausführlich:
Autor Klaus Hufnagel: Von Bismarck und den Turteltauben (WZ 27.02. 2013)
Geschichten zum Lachen und Nachdenken (WAZ Schwelm 19.02.2013)