Das Ballkleid zum Sonntag

Am siebten Tage sollst du ruhen. (Das Buch Exodus 34/21)

Dies galt, bis die Unsitte verkaufsoffener Sonntage flächendeckend eingeführt wurde. Einzelhandel und Kunden ruhen seither vor 13 Uhr und nach 18 Uhr, zwischendurch wird gearbeitet oder eingekauft, je nachdem.

Auch im Hause Reimerlei stehen die sonntäglichen Zeichen auf Unruhe. Der weibliche Nachwuchs bereitet sich aufs Abitur vor. Nach Klausuren, Mottowoche, mündlichen und schriftlichen Abschlussprüfungen wird für den glamourösen Abiball ein Kleid benötigt, das man nur sonntags kaufen kann. Da hat man doch mal Ruhe für sowas.

Punkt 13 Uhr beginnt die Mission Ballkleid. Man findet sich in einem der nobleren Etablissements ein, darf – mit weißen Handschuhen ausgestattet – nach Farben sortierte Roben hin und her schieben. Musik chillt vom Band, zwei angehende Bräute verschanzen sich in den Garderoben. Mehrere angehende Abiturientinnen belegen die verbliebenen Umkleidekabinen. Alle Kleider kann man weiter, enger, kürzer, länger machen lassen, wie es einem gefällt. Der weibliche Nachwuchs probiert an und ist unentschlossen, was die Auswahl, Frau Reimerlei ist fest entschlossen was die Preise anbelangt. Unverrichteter Dinge verlässt man das Ladenlokal.

In der entsprechenden Abteilung des Bekleidungsunternehmens der Brüder Clemens&August werden etliche weitere Modelle anprobiert. Weder diese, noch die säuerlich riechenden Umkleidezellen können Frau und Fräulein Reimerlei überzeugen. Unverrichteter Dinge flüchtet man aus dem Ladenlokal.

Im dritten Modekaufhaus – Peek&Cloppenburg – scheinen sich sämtliche Debütantinnen der näheren und weiteren Umgebung zu einem Flashmob in der Cocktailkleid-Bar verabredet zu haben. Die Auswahl ist riesig, es gibt ein Sitzmöbel in unmittelbarer Nähe von Spiegelwand und Umkleideräumen. Frau Reimerlei nimmt Platz für einige kurzweilige Stunden der Anprobe. Leider verliert das Fräulein kurz vor Ladenschluss den Überblick über für gut und schlecht befundene Roben und beschließt, ein anderes Mal, mit mehr Zeit und ganz in Ruhe wiederzukommen. Unverrichteter Dinge tritt man erschöpft den Heimweg an…

Nächste verkaufsoffene Sonntage: Der nächste Termin ist am 8. Mai in Cronenberg und Oberbarmen. In Barmen und Ronsdorf ist der nächste verkaufsoffene Sonntag am 5. Juni. In Vohwinkel ist am 11. September sonntags offen und am 30. Oktober ist in ganz Wuppertal außer Vohwinkel verkaufsoffen. Am 6. November in Oberbarmen, am 27. November in Vohwinkel und am 4. Dezember in Cronenberg und Ronsdorf. Am 18. Dezember dann in ganz Wuppertal außer Ronsdorf, Cronenberg und Vohwinkel. (WZ-online 04.04.2011)

2 Gedanken zu „Das Ballkleid zum Sonntag

  1. Herrlich geschrieben! Frau Feuerfalter hat beim Lesen still vor sich hingeschmunzelt. Oh, und wie mag das erwählte Ballkleid ausschauen, beim Shopping am nächsten verkaufsoffenen Sonntag? Vielleicht spazieren Frau und Fräulein Reimerlei im Anschluss in ein Café zum süßen Genießen – Ausziehen, Anziehen, Umziehen macht durstig und hungrig…

    Ich wünsche Euch beiden viel Vergnügen! Auch wenn Shoppen stresst und die modische Wahl nicht selten schwer fällt.

    Liebe Grüße von Karin, die sich auf der Flucht vor Ganzjahrestouristenschwärmen in der Innenstadt auf Werksverkaufstage im bayerischen Umland konzentriert. Sonntags ist hier immer geschlossen.

  2. Liebe Karin, ob ich einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag durchstehe (bzw. durchsitze) weiß ich wirklich noch nicht. Es kommt von all den genannten Sonntagen sowieso nur der erste in Betracht – wobei Cronenberg und Oberbarmen jetzt nicht sooo die Shopping-Metropolen im Tal sind. Das Fräulein wird sich also werktags entscheiden müssen und sollte am besten einen Beraterstab aus Freundinnen mitnehmen.
    Schöne Grüße nach Bayern sendet
    Manuela

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