Wetten dass: Wotan moderiert …

© Jörg Carstensen/DPA

…also wenn’s nach mir ginge, würde Wotan Wilke Möhring die Moderation übernehmen, aber ich gehe stark davon aus, dass mein Wunsch nicht erhört wird.

Ja, ich gebe zu, ich hab’s geguckt, aber nur aus alter Familientradition. Meiner Mutter zuliebe, die es bestimmt interessiert hätte, wie Lanz das hinbekommt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, sie mochte ihn. Und ich habe auch nicht durchgehalten, sondern zwischendurch noch viele andere Dinge erledigt, beispielsweise was zu trinken geholt, wenn Traktorwetten kamen. Oder andere langatmige Sequenzen. Oder wenn diese dicke Ulkige, über die ich nicht lachen kann, das Bild ausfüllte. Wenn Lagerfeld befragt wurde und sparsam antwortete, habe ich mir auch was zu trinken aus der Küche geholt.

Ich war froh, dass Lanz den Möhring eingeladen hatte, der sich tatkräftig und charmant in mein Herz assistierte. So musste ich nur nochmals getränkemäßig nachlegen, als Campino bewies, dass es musikalisch noch seichter geht als an Tagen wie diesen. Gut, einen ausgeprägten Hang zum Mitgrölschlager hatten die Hosen ja schon immer, und diese Richtung wird nun sehr konsequent weiterentwickelt.

Lanz habe ich immer nur danach beurteilt, wie er meiner Mutter wohl in seiner neuen Funktion gefallen hätte. Ich glaube, sie hätte gesagt, das habe er doch ganz gut gemacht. Da schließe ich mich an, zumal Gottschalk mir mit seiner jovial-altväterlichen Art sowieso auf den Geist gegangen ist. Auf Gottschalk ließ meine Mutter aber nie was kommen! Angestrengt sah der Lanz aus, das Lachen ein wenig in den Zähnen hängengeblieben, aber er hat’s professionell durchgezogen. Die Gazetten haben ihn gar nicht mal sehr auseinandergenommen, obwohl alle bestimmt schon die Griffel gewetzt hatten.

Mich hat jedenfalls nur Wotan so richtig überzeugt. Da freue ich mich doch schon auf künftige Tatorte mit ihm und stelle den Prosecco neben das Sofa. Wenn Schweiger ermittelt, hole ich mir dann was zu trinken aus der Küche.

Zapp den Raab

Quelle: Pro7

Ein Samstagabend, Frau Reimerlei ist müde, hat eigentlich noch zu tun, kann sich aber nicht mehr konzentrieren. Zeit für eine kleine Pause.Was gibt es denn im Fernsehen?
Die ARD wärmt einen Krimi aus dem Jahr 2009 auf. Der Hauptakteur heißt Wendelin Winter alias Fritz Wepper. Das verheißt nichts Gutes, also schaltet sie um. Das ZDF lässt Carmen Nebel „Stars, Musik und Überraschungen“ aus Klagenfurt kredenzen, auf RTL serviert Dieter Bohlen Deutschlands Superstars, bei SAT1 köchelt ein ungenießbarer Spielfim auf kleiner Flamme.
Frau Reimerlei zappt appetitlos weiter und landet beim Haussender des in jüngster Vergangenheit mehrfach geschlagenen Herrn Raab. Diesmal scheint er in seiner Dauerwerbesendung auf Nummer Sicher gehen zu wollen. Die möglichen Gegner entstammen entweder seiner eigenen Generation 40plus oder sind liebenswert übergewichtig oder sind eine Frau. Alle preisen in ihren Werbeclips eindrucksvoll die eigenen sportlichen und intellektuellen Leistungen, die sie mit Sicherheit befähigen werden, den Raab zu schlagen.
Das Gute am Raab sind die Werbepausen. Frau Reimerlei kann sich nach der Vorstellung der potentiellen Gegenspieler beruhigt ein Weilchen an ihren Schreibtisch setzen – in der nächsten Viertelstunde wird sie nichts verpassen. Es sei denn, sie möchte lieber mehrere Telefonate führen um ein Smartphone und ein Auto zu gewinnen. Oder sie findet einen der Kandidaten so außerordentlich geeignet zur Raab’schen Demontierung, dass sie das dringende Bedürfnis verspürt, die ihm zugeordnete Nummer zu wählen.
Nach geraumer Zeit begibt sich Frau Reimerlei wieder auf’s Sofa und schreit empört: „Schiebung“ – denn gerade heute, wo es doch gilt, hat das Publikum sich für die Quotenfrau entschieden. Das riecht nach abgekartetem Spiel, pfui. Anscheinend möchten Publikum und/oder Haussender nicht weiter am Ast sägen. Noch nie hat eine Frau den Raab geschlagen! Das Gesetz der Serie ist also auf seiner Seite.
Ein paar fade Spielchen mit abwechselnden Gewinnen und Niederlagen, dann ist wieder Werbepause und der Schreibtisch ruft. Irgendwie verpasst Frau Reimerlei einige weitere Spiele und die Gesangsdarbietungen. Wahrscheinlich hat Lena gesungen, aber das bleibt ungewiss.
Auf dem Sofa zusammengesunken schaut Frau Reimerlei später einem unästhetisch keuchenden und stammelnden Stefan Raab beim Eishockey und Hovercraftfahren zu. Die Frau, deren Namen sie mittlerweile vergessen hat, hätte beinahe immer gewonnen und kassiert trotzdem Niederlagen. Nach dem Minigolfen, während des kurzatmigen Rückmarsches der Protagonisten vom Außengelände in die Halle, beschließt Frau Reimerlei, endgültig genug gesehen zu haben. Wahrscheinlich hat der Raab gewonnen, aber auch das bleibt ungewiss. Hat er gewonnen, wird Kollege Opdenhövel für’s nächste Mal schon lustige Sprüche einstudieren mit dem Tenor, die endgültige Wiederherstellung der  Raab’schen Ehre gelänge erst mit dem Sieg Mann gegen Mann. Falls doch die Frau gewonnen hat, hofft Frau Reimerlei auf den Westerwelle-Effekt: „Es ist Zeit für einen Generationswechsel (RP-online). Oder Sendepause.